Essfandiar

Essfandiar ist ein politisch engagierter Mann. Besonders in seinem Heimatland Iran war er sehr aktiv. Als Schah-Gegner musste er 1973 für sechs Jahre ins Gefängnis. Als er schließlich entlassen wurde, lebte er eine Weile mit seiner Familie im Untergrund – aus Angst wieder verhaftet zu werden. Das war eine sehr schwere Zeit. 1983 ging er mit seiner Frau und dem kleinen Sohn in die Sowjetunion. Nach dem Mauerfall kam er über Dortmund nach Berlin, wo er nun seit über 20 Jahren lebt. Berlin mag er vor allem an Weihnachten. »Vor Weihnachten sehe ich, dass Berlin schön ist. Heller!«

Von Beruf ist Essfandiar Historiker. Er absolvierte sein Studium in Minsk. Auch privat interessiert er sich sehr für Geschichte und liest viele Bücher, hauptsächlich über Alte Geschichte, Politik und Architektur. Er gibt sogar Verwandten und Freunden Unterricht, aber nicht aus finanziellen Gründen, sondern »wegen der interessanten Sache«. Eine Zeitlang hat er auch in einem Museum gearbeitet.

Essfandiars ganzer Stolz ist sein Sohn Kaweh, der in Erfurt, Moskau, London und Harvard Staatswissenschaften studierte und nun als Energieexperte bei einem großen Ölkonzern in London arbeitet. Die Beiden haben ein sehr gutes Verhältnis. Zusammen besuchten sie 2006 ihre Verwandten im Iran – zum ersten Mal nach 23 Jahren! Sie konnten wegen der Aufregung und Freude des Wiedersehens drei Nächte nicht schlafen.

Essfandiar ist ein leidenschaftlicher Fußballfan. Es freut ihn sehr, dass sich die iranische Nationalmannschaft für die Weltmeisterschaft in Brasilien qualifiziert hat. Er wird die Spiele genau verfolgen und das iranische Team kräftig anfeuern – aber auch das deutsche. Darüber hinaus unterstützt Essfandiar das Volleyball-Team und das Basketball-Team des Iran, die beide in Asien erfolgreich sind.

Tradition wird bei Essfandiar groß geschrieben. So ist er Sänger in einer persischen Volksmusikgruppe, die auf Festen spielt. Am 20. März feiert er mit der Familie Nouruz, das iranische Neujahrsfest. Alle sitzen fröhlich um den gedeckten Tisch und wenn das neue Jahr beginnt, küssen sie sich.

Den politischen Wechsel im Iran verfolgt Essfandiar mit großen Erwartungen und Hoffnung. Im Sommer 2013 wurde der vergleichsweise moderate Hassan Rohani zum neuen Präsidenten gewählt. »Ich sehe das als Chance«, sagt Essfandiar. Nach über 30 Jahren im Exil denkt er nun darüber nach, vielleicht wieder in den Iran zurückzugehen. Doch Deutschland möchte er niemals ganz den Rücken kehren. »Deutschland ist für mich auch Heimat. Das kann ich nicht vergessen.«