Jonni

Jonni war viereinhalb Jahre alt, als er mit seiner Familie aus Israel nach Deutschland kam. Bald zogen sie nach Berlin-Schöneberg. Noch in der Grund-schule entdeckte Jonni sein Talent fürs Schreiben und insbesondere seine Vorliebe für gereimte Texte. Es wurde für ihn schnell klar, dass er seine Gedanken und Gefühle so besonders gut ausdrücken konnte. Hinzu kam, dass in seiner Familie viel musiziert wurde, er selbst hatte drei Jahre Klavierunterricht.

Mit 15 fing Jonni an Freestyle zu rappen und gab sich den Künstlernamen »Ben Salomo«. Und vor drei Jahren gründete er mit Freunden die Hip-Hop-Show »Rap am Mittwoch«. Jonni hat damit sein Hobby zum Beruf gemacht. »Freestylen oder Texte schreiben, das ist für mich wie die Luft zum Atmen«, sagt Jonni. Rap-Musik steht für ihn im Mittelpunkt und er möchte die Freude daran auch anderen vermitteln. Bei Rap-Battles gibt er jungen Rappern die Möglichkeit, erste Erfahrungen vor Publikum zu sammeln.

In Berlin und besonders in Schöneberg, wo er auch heute noch lebt, fühlt sich Jonni sehr wohl. Zu Israel, dem Land, in dem er geboren wurde und wo ein großer Teil seiner Verwandten lebt, hat er immer noch eine starke Verbindung. Er spricht sehr gut Hebräisch, ist vertraut mit der israelischen Kultur und mag das sommerliche Wetter. Er empfindet auch für Israel starke Heimatgefühle, aber er ist ein israelischer Berliner oder ein Berliner Israeli. Letztlich gilt für ihn: »Meine Heimat ist die Gegend, in der ich groß geworden bin, in Berlin sag ich mal.«

Jonnis Mutter kam mit ihren Eltern in den 1970er Jahren von Odessa nach Israel, die Familie seines Vaters lebte ursprünglich in Rumänien. Für Jonni ist es schön, verschiedene kulturelle Einflüsse in der Familie zu haben. Die gemeinsame Verbindung ist die jüdische Religion. Auch wenn Jonni nicht besonders religiös erzogen wurde, spielen jüdische Traditionen und Feiertage eine Rolle in seinem Leben. Das kann man auch in seiner Wohnung sehen, in der im Türrahmen eine Mesusah hängt und an der Wand eine Chamsa sowie ein hebräischer Haus-Segen.

Als Jugendlicher machte Jonni die Erfahrung, von Leuten plötzlich ausgegrenzt zu werden, sobald sie erfuhren, dass er Jude ist. Aber er hatte schon damals Freunde aus verschiedenen Kulturkreisen. Und heute erst recht! Offensein gegenüber anderen Menschen ist für Jonni wichtig. Er hat sich gut gemerkt, was seine Mutter zu ihm sagte, als sie ins fremde Berlin zogen: »Jonni, wir sind jetzt in einem anderen Land und in diesem Land gibt es Menschen, die haben dunkle Haut, manche haben weiße Haut, manche haben solche Augen usw. Egal wie sie aussehen, das sind alles liebe Kinder, mit denen kannst du auch spielen.« Jonni denkt, alle Eltern sollten ihren Kindern das sagen. »Dann würde man eine ganze Menge an Blödsinn vermeiden können.«